AG Trauma

Psychotrauma und Migration

Statement

Fachleute gehen davon aus, dass mehr als ein Drittel der geflüchteten Personen an psychotraumatischen Folgestörungen leiden. Das kann zu Schwierigkeiten beim Lernen, in der Arbeit, in der Begegnung mit anderen Menschen führen, ist damit einer Integration abträglich und kann sozial abhängig machen. Weil solche Störungen oft nicht erkannt werden, ist ein Screening aller, die in ein Durchgangsheim eintreten, angezeigt. Der Umgang mit traumatisierten Menschen verlangt nach entsprechend geschultem und qualifiziertem Personal. Vertrauenspersonen und eine minimale Privatsphäre dienen der Stabilisierung.

Hintergrundinformation

In der Schweiz leben 200 000-300 000 Menschen, die Krieg, organisierte Gewalt, Folter, Vertreibung erlebt haben.

Besonders häufig haben Geflüchtete Traumata erlebt, sei es im Herkunftsland, auf der Flucht oder in den Zentren und Heimen in unserem Land. Während einige dieser Menschen das verarbeiten können, leiden andere lebenslang daran und sind in ihrer Lebensqualität massiv beeinträchtigt. Langfristige Sozialabhängigkeit kann die Folge sein.

Viele schlagen sich irgendwie durch, obwohl sie unter körperlichen und/oder psychischen Folgen des Erlebten leiden. Viele fragen nie nach einer Behandlung, sei es weil sie sich genug widerstandsfähig glauben, sei es weil sie sich nicht trauen oder schämen, abhängig zu sein. Andere wissen gar nicht, dass sich posttraumatische Symptome behandeln lassen und somit eine grosse Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden kann. Wieder andere tauchen mit verschiedenen  spezifischen oder unspezifischen  Beschwerden im Gesundheitswesen auf und einige kommen schliesslich in psychiatrische-psychotherapeutische Behandlung , da sie unter der dauernden Wiederholung des Erlebten leiden, Schlaf- und Konzentrationsstörungen oder Angststörungen haben, unfähig sind, Vertrauen aufzubauen und damit einer geregelten Tätigkeit nachzugehen.

Lösungsansätze

Die Arbeitsgruppe Psychotraumata und Migration hat im Thurgau, wie dies in anderen Kantonen auch geschehen ist, über den Kanton verstreut eine Liste von Psychiater:innen und Psychotherapeuten aufgebaut, die in der Lage sind, solche Störungen zu behandeln. Eine vertrauensvolle, sichere Umgebung, ein konsequentes Screening, die Aufmerksamkeit der Allgemeinpraktiker:innen, besonders der Heimärzt:innen, und der Einsatz von geschulten Dolmetscher:innen helfen, viel Leid zu lindern und längerfristige finanzielle Schäden zu vermeiden.

Dafür setzen wir uns ein :

  • Förderung der Aufmerksamkeit für Traumafolgekrankheiten
  • Screening Aller Geflüchteten, welche den Durchgangsheimen zugewiesen werden
  • Erfassen, Vernetzen und Vermitteln von therapeutischen Angeboten

Präsident der Arbeitsgruppe: Dr. Karl Studer, Psychiater und Psychotherapeut